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Montag, 8. Juli 2019

Was das Preisbindungsgesetz verbietet – und was nicht / Die Self-Publisher-Bibel

Deutschland ist eines von wenigen Ländern weltweit, das über den Endkundenpreis von Büchern ein eigenes Gesetz verabschiedet hat, das „Gesetz über die Preisbindung für Bücher„, (kurz: Buchpreisbindungsgesetz, BuchPrG). Das Ziel des Gesetzes besteht ausdrücklich darin, das Kulturgut Buch zu schützen, indem über Beschränkungen der freien Preisgestaltung ein möglichst breites Angebot gesichert wird.
Man kann darüber streiten, für wen das Gesetz gut ist, was es bewirkt und ob es gar abgeschafft gehört. Tatsache ist aber: es gilt. Und zwar nicht nur für Verlage, sondern auch für Self-Publisher, genauer gesagt: für alle, die „gewerbs- oder geschäftsmäßig Bücher an Letztabnehmer“ verkaufen.
Es gilt also nicht im rein privaten Bereich. Wer über eBay ein als Geburtstagsgeschenk erhaltenes Buch anbietet, braucht sich nicht an das Gesetz zu halten. Nach einem Gerichtsurteil handelt jedoch schon geschäftsmäßig, wer über einen Zeitraum von sechs Wochen mehr als 40 Bücher über eBay verkauft. Dasselbe gilt, wenn eine Vielzahl von Büchern angeboten wird oder derselbe Titel mehrfach.
Die Preisbindung gilt auch für eBooks. Das steht in der neuesten Fassung nun auch ausdrücklich im Gesetz.

Was erlaubt die Preisbindung?

Das Preisbindungsgesetz ist im Grunde einfach konstruiert. Alle Bücher müssen bei allen Anbietern jederzeit den gleichen Verkaufspreis haben. Nicht mehr und nicht weniger fordert das Gesetz. Es ergeben sich trotzdem oft Fragen.
  • Darf ich den Preis meines Werkes ändern, nachdem es veröffentlicht wurde? Ja. Sie müssen nur darauf achten, den Preis bei allen Anbietern zu ändern.
  • Wie oft darf ich den Preis meines Werkes ändern? Im Grunde beliebig oft. In der Diskussion ist die Legalität so genannter Preisschaukeleien, also eines ständigen Herauf- und Herabsetzens des Preises. Mit einer Preisaktion alle drei Monate sind Sie aber auf der sicheren Seite. Amazons „Countdown Deals“ hingegen, bei denen sich der Buchpreis im Tagesrythmus ändert, stellen vermutlich einen Verstoß gegen die Preisbindung dar, deshalb hat Amazon sie bisher wohl auf Amazon.de nicht eingeführt.
  • Darf ich für Buch und eBook verschiedene Preise verlangen? Auf jeden Fall. Die Preisbindung gilt imme nur für eine bestimmte Ausgabe. Taschenbuch, Hardcover, Großschrift-Ausgabe, eBook etc. dürfen alle unterschiedliche Preise haben, die nicht voneinander abhängen (es gibt, was viele glauben, auch keine Vorschrift, dass eBooks 80% des Taschenbuchpreises kosten müssten)
  • Darf ich mein eBook exklusiv bei Amazon (also über KDP Select) anbieten? Ja. Das Preisbindungsgesetz schreibt nicht vor, wo Sie Ihr Werk verkaufen.
  • Darf ich mein eBook oder Buch verschenken, z.B. an Blogger oder Rezensenten? Ja, das Verschenken wird von der Preisbindung gar nicht erfasst. Sie dürfen Ihr Geschenk aber nicht von Bedingungen abhängig machen – sonst ist es kein Geschenk (etwa „Wer mein Buch X kauft, bekommt Buch Y geschenkt“). Amazon verbietet zudem, dass Sie eine Rezension als Bedingung setzen.
  • Darf ich meine Bücher im Ausland zu beliebigen Preisen anbieten? Meistens. In den meisten Ländern gilt die Preisbindung nicht, insbesondere in den USA und Großbritannien. In diesen europäischen Ländern müssen Sie die Preisbindung beachten: Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Spanien und Ungarn.
  • Darf ich Käufern, die mein Buch schon vor Erscheinen erwerben, günstigere Preise bieten? Ja. Der sogenannte Subskriptionspreis darf aber maximal 25 Prozent unter dem Normalpreis liegen. Sie können Ihr Buch aber auch ganz legal günstig auf den Markt bringen und den Preis später erhöhen.
  • Darf ich mein eBook in Bibliotheken anbieten? Ja. Die Leser bezahlen dort zwar nicht, aber die Bibliothek selbst muss das Werk zuvor kaufen, um es verleihen zu können.
  • Darf ich mein eBook in Flatrate-Modellen wie Skoobe, ReadFy oder KindleUnlimited anbieten? Ja. Bei diesen Modellen werden eBooks nur gestreamt, nicht verkauft. Dafür gilt die Preisbindung nicht.
 via http://www.selfpublisherbibel.de/autoren-tipp-was-das-preisbindungsgesetz-verbietet-und-was-nicht/
 

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