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Donnerstag, 6. Juni 2019

Studie zu freiem Eintritt in Museen vorgestellt

Wie wirkt sich freier Eintritt in Dauerausstellungen von Museen auf die Besucherresonanz aus? Erreicht man damit neue Besuchergruppen? Ausgehend von diesen Fragestellungen hat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg eine umfassende Evaluation von freiem Eintritt in Dauer- und ausgewählten Sonderausstellungen an fünf baden-württembergischen Landesmuseen in Auftrag gegeben. In ihrer Forschungsbreite und -tiefe ist die Studie in Deutschland bislang einzigartig.
Die Untersuchung zeigt, dass sich der freie Eintritt unterschiedlich auf die Besucherstruktur der jeweiligen Museen auswirkt. Als mögliches Instrument zur Öffnung der Museen ist der freie Eintritt damit stark differenziert zu betrachten. An einigen der untersuchten Museen gab es kurzfristig klare Effekte durch eine Steigerung der Besuchszahlen bei freien Eintrittsangeboten. Der freie Eintritt war hier auch ein häufig genannter Besuchsgrund, an anderen Museen war dies nicht eindeutig der Fall.
Nur teilweise neue Besucher
Neue Besuchergruppen durch freien Eintritt werden nur teilweise erreicht. Junge Menschen werden von freiem Eintritt angesprochen – bereits bestehendes Interesse am Museum und innovative Angebote vorausgesetzt. Nicht nachweisen lässt sich eine grundlegende Veränderung der Besucherstruktur. Personen mit formal niedrigeren Bildungsabschlüssen oder grundsätzlichem Desinteresse an Museen werden durch freien Museumseintritt kaum stärker erreicht. Außerdem muss unterschieden werden zwischen Besuchs- und Besucherzahlen: Wer regelmäßig ins Museum geht, kommt bei freiem Eintritt öfter - und wird ebenfalls gezählt.
Freier Eintritt ist nicht die größte Zugangsbarriere
Die Eintrittspreise werden in Bevölkerungsstudien von Nichtbesuchern zwar als Grund genannt, nicht ins Museum zu gehen, sind aber häufig zweitrangig bei der Entscheidung. Für einen Museumsbesuch ist nicht nur der Eintrittspreis, sondern es sind in hohem Maße andere Kriterien ausschlaggebend, beispielsweise attraktive Ausstellungen, zeitgemäße Vermittlungsangebote, besuchergerechte Öffnungszeiten, Erreichbarkeit des Museums oder das persönliche Zeitbudget der Besucherinnen und Besucher.
Deutliche Unterschiede zwischen kunst- beziehungsweise kulturhistorischen und naturwissenschaftlichen Museen
Es gibt große Unterschiede zwischen kunst- beziehungsweise kulturhistorischen und naturwissenschaftlichen Museen. Die Museumstypen unterscheiden sich in ihrer Besucherstruktur und damit auch in ihrer Einschätzung der Bedeutung von freiem Eintritt für die Öffnung ihrer Häuser. Dementsprechend unterschiedlich fallen die Einschätzungen aus, welche Maßnahmen für eine Öffnung besonders zielführend sind.
Fazit: Freier Eintritt allein reicht nicht für eine Museumsöffnung
Freier Eintritt führt durchaus zu einer Öffnung der Museen, allerdings effektiv nur in Verbindung mit anderen Maßnahmen, beispielsweise mit gezielten Vermittlungs­programmen oder besucherorientierten Öffnungzeiten. Daher werden die Museen weiterhin selbst entscheiden, wie sie ihre Eintrittspreispolitik gestalten und ob sie freien Eintritt einführen.

Studie und Methodik

Mit der Untersuchung wurde die deutschlandweit tätige Agentur Kulturevaluation Wegner aus Karlsruhe beauftragt, die die Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem Experten für Preisgestaltung, Dr. Tom Schößler, durchgeführt hat. Die Studie „Evaluation des freien Eintritts in Dauerausstellungen für die baden-württembergischen Landesmuseen“ ist in ihrer Forschungsbreite und -tiefe in Deutschland bislang einzigartig. Die Agentur Kulturevaluation Wegner untersuchte unter Einbezug des aktuellen Forschungsstandes exemplarisch drei kunst- und kulturwissenschaftliche sowie zwei naturwissenschaftliche Landesmuseen:
Für die Studie wurde der Forschungsstand zum Thema umfassend analysiert. Verschiedene laufende Modelle wurden einbezogen, zum Beispiel freier Eintritt in „Open Codes“ am ZKM oder in die Schausammlungen am Landesmuseum Württemberg und auch andere Modelle freien Eintritts, zum Beispiel eintrittsfreie Tage oder freier Eintritt für bestimmte Besuchergruppen. 3.500 Besucherinnen und Besucher der ausgewählten fünf Museen wurden befragt. Neben der Perspektive der Besucherinnen und Besucher wurden auch der Forschungsstand zu Nicht-Besucherinnen und Nicht-Besuchern sowie die Positionen der Museen zur Fragestellung untersucht.


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