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Montag, 28. Januar 2019

Jüdisches Großbürgertum im Portrait: Das Portal "Wer Wien prägte"

Das historische Fotoatelier Setzer-Tschiedel stellt einen weltweit einzigartigen Bestand an Portraitaufnahmen der Wiener Gesellschaft von 1911 bis 1979 ("Wer Wien prägte") dar. Nahezu alle vergleichbaren Glasplattenarchive wurden im 2. Weltkrieg oder in den 1960er und 1970er Jahren vernichtet.
Ziel des Projekts ist es, eine biographische, genealogische Aufarbeitung des Kundenkreises des Fotoateliers Setzer-Tschiedel durchzuführen. Neben jenen noch heute geläufigen Namen, wie Stefan Zweig, Arthur Schnitzler, Max Reinhardt, Giacomo Puccini, Richard Strauss, Maria Jeritza, um nur einige zu nennen, wurden noch circa 4.100 weitere Personen portraitiert. Während die Bilder der bekannten Persönlichkeiten immer schon breites Interesse der Öffentlichkeit auf sich zogen, zählten die heute zu Unrecht "Unbekannten" in den 1920er und 1930er Jahren ebenfalls zu den wohlhabenden Bürgern Wiens. Unter diesen Personen finden sich viele, die nach dem März 1938 aufgrund ihrer jüdischen Abstammung oder anderer Gründe entweder emigrieren mussten oder dem NS-Regime zum Opfer fielen. Mit der Vernichtung eines ganzen Segmentes der Wiener Gesellschaft gerieten auch Namen und Bilder in Vergessenheit.
Durch die wissenschaftliche Erarbeitung eines Namensregisters können nun jene Kunden des Ateliers identifiziert werden, die einst das gesellschaftliche Leben Wiens prägten und später zu NS-Opfern wurden. Diese Daten, Fakten und genealogischen Zusammenhänge werden durch dieses Projekt zugänglich und liefern somit einen wichtigen Beitrag zur Dokumentation der (jüdischen) Wiener Gesellschaft am Beginn des 20. Jahrhunderts. 
Ziel ist die Erstellung einer zur Ansicht frei zugänglichen, personenbezogenen Bilddatenbank, durch die den Verfolgten wieder „ein Gesicht“ gegeben und deren Geschichte und ihr Andenken bewahrt wird.

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