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Donnerstag, 8. Februar 2018

KODEX 7: Beiträge zu Zensur und Medienkontrolle

Ende Dezember 2017 erschien KODEX 7, das von HdM-Professor Ulrich Huse herausgegebene Jahrbuch der Internationalen Buchwissenschaftlichen Gesellschaft (IBG) zum Thema "Zensur und Medienkontrolle in demokratischen Gesellschaften". Es enthält die Ergebnisse der 17 Jahrestagung der IBG, die an der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart stattfand. 

Bei der Tagung hinterfragten Buch-, Literatur- und Medienwissenschaftler, Juristen, Verlagspraktiker und Studierende im Juni 2016 den Wahrheitsgehalt des Verfassungs-Postulats "Eine Zensur findet nicht statt". Wenn auch in Deutschland keine Zustände wie in der Türkei, Saudi-Arabien oder China herrschen, ist die Bundesrepublik doch auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen herabgestuft worden - und auch für Buchautoren scheint das Klima rauer geworden zu sein. In zwölf Beiträgen untersuchen die Autoren von "Kodex 7" sowohl aus historischer Perspektive als auch an höchst aktuellen Beispielen, ob wir fürchten müssen, dass Meinungsvielfalt und -freiheit unter einer veränderten gesellschaftlichen Situation leiden, also unterdrückt oder quasi vorbeugend eingeschränkt werden. Das im Wiesbadener Verlag Harrassowitz erschienene Jahrbuch enthält die zentralen Vorträge der IBG-Tagung zu Fragen wie: Ist unser Umgang mit nationalsozialistischen und rechtsextremistischen Medien eine rein symbolische Zensurpolitik? Sind Bibliotheken Garanten der Meinungs- und Informationsfreiheit oder Kontrollinstrumente? Wo liegen die Grenzen der Satirefreiheit im Konflikt mit Grundrechten Dritter? Ergänzt werden die Tagungsbeiträge durch mehrere neue Artikel zu brisanten Aspekten der Medienfreiheit wie dem Umgang mit "IS-Videos im Netz" oder "Literatur als Abrechnung".

Fälle wie die Diskussion um die "Schmähkritik" des TV-Journalisten Jan Böhmermann oder das andauernde Verbot des Romans "Esra" von Maxim Biller zeigen: Das Thema "Medienkontrolle" ist brandaktuell. Und auch wenn es in Deutschland keine Vorzensur gibt: Eine Nachzensur durch Gerichte sowie Selbstzensur aus Angst vor den wirtschaftlichen Konsequenzen kritisch-satirischer Meinungsäußerungen finden durchaus statt. Dies belegt auch die gegenwärtige Diskussion über das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, dessen Auswirkungen auf die freie öffentliche Meinungsbildung HdM-Professor Dr. Michael Veddern in seinem KODEX-Beitrag kritisch untersucht.

Ulrich Ernst Huse (Hrsg.)
Zensur und Medienkontrolle in demokratischen Gesellschaften
Kodex. Jahrbuch der Internationalen Buchwissenschaftlichen Gesellschaft 7/2017
Broschur, VI + 196 Seiten, 17 Abb., 39,80 Euro
Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, ISBN 978-3-447-10894-2


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